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Rückblick IHVO-Herbstversammlung vom 9.11.2017

17. Nov 2017
Autor: Fabian Muster — Oltner Tagblatt

Der österreichische Uni-Professor und Bestsellerautor Markus Hengstschläger zeigt vor der regionalen Wirtschaft auf, wie unsere Kinder gefördert werden müssten. Er bezeichnet die heutige Bildung in Europa als «innovationsfeindlich».

Am Donnerstag war nationaler Zukunftstag. Tausende von Buben und Mädchen begleiteten ihre Eltern oder Bekannten zur Arbeit, um einen Einblick in die Vielfalt der Berufswelt zu erhalten. Um die Zukunft unserer Kinder ging es gestern Abend auch an der traditionellen Herbstversammlung des Industrie- und Handelsvereins Region Olten (IHVO): Diesmal waren aber nicht die Buben und Mädchen gefragt, sondern die Eltern und Bekannten, sprich: die rund 200 anwesenden Angestellten, Geschäftsführer und Firmeninhaber der regionalen Wirtschaftswelt.

IHVO-Präsident Urs Nussbaum konnte nämlich mit dem Österreicher Markus Hengstschläger einen hochkarätigen Referenten verpflichten – er hat ihn schon live in Bern erlebt. Der 49-jährige Genetiker vertritt laut Nussbaum eine «interessante Theorie». Und die Theorie, die der Uni-Professor und Bestsellerautor in rasantem Tempo in freier Rede in vielen Beispielen und Bildern vorträgt, dass man mit dem Denken fast nicht nachkommt, lässt sich auf zwei Kernthesen reduzieren.

Erstens: Weil die Zukunft nur teilweise vorhersehbar ist, müssen wir unseren Kindern ein möglichst vielfältiges Wissen vermitteln. Ein Wissen, das sich mehr an fachlichen Kompetenzen als an Inhalten orientiert, damit wieder neues Wissen entstehen kann, wenn etwa unsere Kinder ihren Job nach ein paar Jahren mal wieder wechseln müssen.

Zweitens: «Jeder Mensch hat Talente, die entdeckt und gefördert werden können.» Das Problem heutzutage sei, dass in den Schulen der Durchschnitt und nicht die Individualität eines jeden Kindes begünstigt werde. Er bezeichnete die Bildung in Europa als «innovationsfeindlich». «Wir sagen unseren Kindern, sie sollen dort fleissig sein, wo sie die schlechtesten Noten haben, und sich dort nicht mehr bemühen, wo sie bereits gut sind.» Was kommt da raus? «Durchschnitt.»

Er hingegen rät, sich voll auf die 0,1-prozentige genetische Unterschiedlichkeit zu konzentrieren, die unsere Individualität ausmacht: «Es geht darum, sein eigenes Talent zu entdecken, und dann heisst es: üben, üben, üben.» Ein radikales Vorgehen, das auch hier kaum umgesetzt wird: Als er in den Saal fragte, wer sich schon professionell mit den eigenen Stärken und Schwächen beschäftigt habe, meldete sich niemand.

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